Heute geht es auf eine Spazierfahrt um den Rover kennenzulernen und das Fahren mit einem 75 Jahre alten Auto zu üben, aber auch um zusammen unser „neues“ Auto zu genießen.
Die Bedienung
Bevor es losgeht, werfen wir doch mal einen Blick in Innere.
Als erstes fällt auf, dass das Lenkrad deutlich größer als bei heutigen Fahrzeugen ist. Da kann man schon sofort erkennen, dass wir wohl etwas mehr Kraft benötigen, um den Rover zu lenken. Servolenkung gab es nämlich 1946 noch nicht, da brauchte man kräftige Arme, insbesondere beim Rangieren. Hier gilt noch die Regel, wenn du lenken willst, sollten die Räder sich bewegen.
Was man hier gut sehen kann, sind einige Schalter und Knöpfe, die nicht sofort eingängig sind und bei manchen muss man erst erraten, welche Bedeutung sie haben (zumindest bis man das Handbuch gefunden hat).
Klar ist das Zündschloss zu erkennen mit dem kleinen Starterknopf darüber. Darunter mittig ist der Lichtschalter angeordnet.
Die wichtigen Instrumente sind einfach zu erkennen, die Uhr und der Tacho, die anderen kann man bei genauerem hinsehen klar definieren, links Tank und Ölstand, in der Mitte ein Amperemeter und rechts Öldruck und Wassertemperatur. Leider sind nicht alle Instrumente voll funktionstüchtig, was wir auf unserer ersten Tour noch leidvoll herausfinden mussten.
Dann haben wir noch einen wichtigen Schalter unterhalb des Lichtschalters. Dies ist der Schalter für die Blinker.
Der Rover wurde mit Winkern ausgeliefert, die Blinker sind später nachgerüstet worden, um den aktuellen Zulassungsbedingungen zu entsprechen. Allerdings nicht mit dem uns bekannten Hebel am Lenkrad (dort ist ja der Schalter für die Winker), sondern als Drehschalter in der Mitte des Armaturenbrettes. Natürlich springt er nach der Kurve nicht auf Null zurück, so dass wir häufig blinkend durch die Gegend gefahren sind ohne es zu merken.
Bitte seht es Oldie Fahrern nach, wenn die Blinker manchmal etwas länger an sind als sie sollten :-).
Und dann gibt es noch unterhalb der Uhr die wichtige Einstellung für den Freilauf. Da mir die Funktion nur ansatzweise klar war und ich unser Glück bei der ersten Tour nicht zu sehr strapazieren wollte, blieb der Freilauf erstmal aus und das Rad auf FIXED.
Das bedeutet allerdings bei dem nicht synchronisierten Getriebe, dass das Schalten nicht mal eben mit Kupplung treten und nächsten Gang einlegen getan ist. Nein, Schalten mit einem unsynchronisierten Getriebe muss geübt werden. Die Stichworte sind hier Zwischengas und Doppelkuppeln. Also:
Beim Hochschalten in den nächsten Gang Fuß vom Gas und gleichzeitig Kupplung treten. Gang raus nehmen in Leerlauf und den Fuß wieder von der Kupplung. Kurze Pause und dann den nächsten Gang einlegen, Kupplung kommen lassen und Gas geben, weiter geht´s.
Beim Runterschalten dann Fuß vom Gas, Kupplung treten und Gang in den Leerlauf. Fuß von der Kupplung und Gas geben, damit der Motor hochdreht. Dann wieder Kupplung treten, niedrigeren Gang einlegen und die Kupplung wieder kommen lassen.
Das Ganze mit Gefühl, sonst knirscht es im Getriebe (wörtlich) und man ist nach dem Motto unterwegs, „Schalten ist kein Geheimnis, darf ruhig jeder hören“.
Der Rover hat natürlich auch keine Bremskraftverstärkung und nur Trommelbremsen. Also sind die ersten Bremsmanöver schon etwas schweißtreibend, da man auf die Bremse tritt und der Wagen kaum bremst. Also fester und tiefer auf das Bremspedal treten. Das braucht Kraft und vorausschauendes Fahren um plötzliches Bremsen möglichst zu vermeiden.
Mit einem 75 Jahre alten Auto sollte man passiv und vorausschauen fahren.
Aber genug des Vorgeplänkels.
Los geht´s
Wir hatten eine Runde durchs bergische Land geplant. Über die L428 Richtung Ronsdorf, über die Blombachtalbrücke und dann links den Berg runter. Hier haben wir dann eine der Herausforderungen im bergischen. Wir haben hier recht steile Strecken und der Werbsiepen gehört sicher dazu. Zum Glück habe ich den Freilauf ausgeschaltet, so dass im 3ten Gang der Motor mitbremsen kann. Dennoch will auch das Bremspedal kräftig getreten werden, um nicht zu schnell zu werden.
Aber wir schaffen es ohne Zwischenfälle hinunter ins Tal und machen uns auf Richtung Beyenburg und genießen unsere Tour.
Es ist wenig los auf den Straßen und wir fahren über Land durchs Grüne.
Doch leider wird unsere Freude durch Motoraussetzer getrübt und dann geht der Motor auch einfach aus. Da gehen einem schon verschiedene Gedanken durch den Kopf.
Haben wir uns verkauft, gibt er jetzt schon auf, das wird teuer und ähnliches.
Ich versuche den Motor zu starten, drehe planlos am Knopf für die Reserve (der Knopf ist zwar vorhanden aber was in welcher Stellung passiert, ist mir nicht wirklich klar).
Dann springt er aber doch wieder an, wir wischen uns den Schweiß von der Stirn und machen uns auf den Weg Richtung Heimat. Das sind aber noch ein paar Kilometer.
Auf der Beyenburgerstraße ist dann endgültig aus. Der Motor geht aus, ich setze den Blinker nach rechts, lasse auslaufen und kann den Rover am Ende einer Bushaltestelle zum Stehen bringen.
Diagnose: Kein Sprit.
Und hier erkennt man dann die echten Anfänger:
- Zum Tourstart nicht getankt, „ist doch bestimmt genug im Tank“
- Die Tankanzeige nicht ernst genommen und nicht richtig untersucht, sie ist defekt
- Keine Ahnung, wie groß der Tank ist
- Ich kenne zwar den Reserveschalter, aber welche Stellung ist die richtige?
- Kein Reservekanister
Nachdem der Rover sicher steht, erst mal die Lage gepeilt und einige hundert Meter voraus ein paar Häuser gesehen. Ich mache mich auf den Weg dahin, während Antje beim Auto bleibt.
Vor dem ersten Haus treffe ich auf eine nette Dame, die dort gerade ihr Auto ausräumt. Ich frage sie nach der nächsten Tankstelle und sie bietet mir an, mich dort hin zu bringen. Natürlich nehme ich das Angebot dankend an und kurz darauf habe ich einen Reservekanister mit 5l Sprit und ich kann den Rover nachtanken.
Zum Glück war es dann auch tatsächlich nur der Spritmangel und der Wagen springt nach dem Starten zügig an und läuft wieder rund.
Wir bedanken uns herzlich und verabschieden uns. Dann machen wir uns auf den Weg zur Tankstelle, um den Tank komplett zu füllen und natürlich auch, um den Reservekanister wieder nachzufüllen. Der wird nun unser ständiger Begleiter sein – lessons learned.
Übrigens hat Antje während sie gewartet hat Kontakte mit einer Reihe Passanten und Fahrradfahrern, die interessiert nach dem Wagen gefragt haben und die alle ihre Hilfe angeboten haben. Scheinbar kann man mit einem solchen Auto schnell Kontakte schließen und weckt das Freundliche im Menschen.
Auf dem Rückweg sind wir dann durchs Tal gefahren und über die Cronenberger Straße hoch Richtung Heimat.
Wir sind zwar hoch gekommen, aber die Crone im 3ten Gang geht nur mit Anlauf und es darf nichts dazwischen kommen. Einmal das Gaspedal lupfen und das wars, neu anfahren und dann maximal im 2ten hoch. Man merkt, mit 42 PS von 1946 und 1,3t muss man seine Ansprüche etwas ändern.